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Ausschreibung

Jährlich haben sechs Residents aus dem In- und Ausland die Möglichkeit, drei Monate mit Textilunternehmen in der Ostschweiz zusammenzuarbeiten, ein Atelier in Arbon zu nutzen und sich in verschiedenen Kontexten zu vernetzen. Während der mehrtägigen öffentlichen Veranstaltung «TaDA Spinnerei» mit internationalen Referent*innen können sie ihr Projekt einerseits einer interessierten Öffentlichkeit vorstellen und andererseits mit Fachleuten diskutieren.

Die nächste Ausschreibung wird im Juni 2023 veröffentlicht

Engagement

TaDA bietet den Residents

  • Unterkunft
  • Reisekosten
  • Beitrag an die Lebenshaltungskosten
  • Arbeitsplatz in Arbon
  • Werkmaterialien
  • Individuelle und technische Unterstützung durch ausgewählte Fachleute der Partnerfirmen
  • Betreuung vor Ort

TaDA erwartet von den Residents

  • Entwicklung eines neuen Projektes, nach Möglichkeit Kooperation mit einer ansässigen Textilfirma
  • Öffentliche Präsentation der Arbeit, Durchführen von Workshops
Aktuelle Residents
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Carolina Forss (1989) ist eine finnische Mode- und Textildesignerin und Künstlerin, die in Helsinki lebt und arbeitet. Kulturgeschichte, Couture-Textiltechniken und Handwerkskunst, interpretiert durch eine zeitgenössische Linse, sind eine wichtige Inspiration für Carolina Forss’ Arbeit. Ihre Arbeiten wurden in Zeitschriften wie Vogue, Elle und Document Journal veröffentlicht und beim H&M Design Award in London, auf der Copenhagen Fashion Week und der Paris Fashion Week ausgestellt. Sie hat einen Master-Abschluss in Textil-, Bekleidungs- und Modedesign der Aalto-Universität. Carolinas Abschlusskollektion erregte sowohl national als auch international große Aufmerksamkeit und wurde von Instituten wie der Royal Academy of Art in London, dem Finnish Cultural Institute in Paris und dem Spiral in Tokio präsentiert.

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Pascal Heimann (1989) ist ein Textildesigner aus der Schweiz. Mit der Bearbeitung seines Projektes in der TaDA residency soll ein Beitrag dazu geleistet werden, mittels Computerprogrammen die Übersetzung von digitalen Bildern in Gewebe neu zu definieren. Er studierte Prozessdesign am HyperWerk, HGK/FHNW, und vertiefte danach sein Interesse an Mode und Textilien mit einer Lehrean der HF Textildesign in Basel. Danach nahm Pascal Heimann eine Festanstellung als Designer bei Jakob Schlaepfer an. Später lernte er die Webkunst in der Produktion der letzten Seidenweberei der Schweiz, der Firma Minnotex GmbH in Herzogenbuchsee. Pascal Heimann ist Mitglied beim Institut für textiles Forschen und designt unter seinem eigenen Label «Pascal Heimann».

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Rafael Kouto (1990) ist ein Kreativdirektor, Mode- und Textildesigner und Professor aus dem Tessin in der Schweiz. Im Jahr 2017 lancierte er unter seinem Namen eine avantgardistische Modemarke, die sich in Projekten für Upcycling, Community Couture und Nachhaltigkeit engagiert. Rafael Kouto setzt sich für Upcycling ein, indem er Workshops in Zusammenarbeit mit verschiedenen Institutionen durchführt und als außerordentlicher Professor für Modedesign an der IUAV Universität Venedig unterrichtet. Von 2021 bis 2022 war er Stipendiat am Istituto Svizzero in Mailand, wo er die Entwicklung von partizipativen Projekten im Zusammenhang mit Upcycling, Klimawandel und Open Source durch eine Videoinstallation und einen Workshop untersuchte, die letztes Jahr während der Design Week in Mailand (CH) und Eindhoven (NL) präsentiert wurden. Nach seinem Modedesign-Studium an der FHNW-HGK in Basel (2010–2014) erwarb er einen MA im Fashion Matters Programm am Sandberg Institute in Amsterdam (2015–2017). Seine Marke gewann die Lotto Sport & Diesel International Talents Support Awards 2019, die Swiss Design Awards in der Kategorie Fashion & Textile 2018 und 2019 und wurde Finalist in 2020 und 2022, und den Gebert Ambiente Design Award 2020–2021 und Finalist in 2022–2023.

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Adrian Pepe (1984) ist ein in Honduras geborener fiber artist, der derzeit in Beirut, Libanon, lebt. Seine Arbeit konzentriert sich auf textile Praktiken aus der Levante, wobei er Hand in Hand mit Kunsthandwerkern der Region arbeitet, alte Handwerkspraktiken ausgräbt und sie in zeitgenössische Stücke einwebt. Sein integrierter Ansatz verwebt Kultur, Geschichte und Performance mit Kunst, Design und Inneneinrichtung. In seiner Arbeit betreibt er eine Art Schattengrafie, indem er Objekte und Erfahrungen als Werkzeuge einsetzt, um einen offenen Diskurs über Materialität, unsere sich wandelnde Kulturlandschaft und unseren gegenwärtigen Zustand zu ermöglichen. Adrian Pepe erwarb einen Master of Arts am Savannah College of Art and Design (SCAD) in den Vereinigten Staaten. Im Jahr 2021 gewann Adrian Pepe das SCAD Alumni Atelier Grant und den Fiber Arts Network: FELT Fiber Transformed Award. Zu den Einzel- und Gruppenausstellungen gehören Beirut Concept auf der Dubai Design Week, VAE (2021); Entangled Matters in der Agial Gallery, Beirut, Libanon (2021); Harvest: Mushroom Explorations auf der Beirut Design Week, Libanon (2016); Hair Explorations in der Non-Fiction Gallery, Savannah, GA (2013); und Seoul Design Fair, Südkorea (2010).

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Chun Shao ist eine Multimedia-Künstlerin, deren Forschungsinteressen den Bereich der Multimedia-Installation, E-Textilien, spekulatives Design und datengesteuerte Kunst umfassen. Sie studierte Bildende Kunst an der Kunstakademie in Hangzhou in China und schloss ihr Studium an der School of Art Institute of Chicago im Fachbereich Performance ab. 2019 promovierte sie in Philosophie an der University of Washington am Center for Digital Arts and Experimental Media. Ihre jüngste Forschung konzentriert sich auf interaktive Textilien und erforscht die Poetik zwischen Berührung und Emotion. Von 2014 bis 2018 unterrichtete Shao an der University of Washington in Seattle, neben zahlreichen Ausstellungen, Auszeichnungen und Residencies.

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Axelle Stiefel (1988) ist eine in Genf lebende, multidisziplinäre Künstlerin. Sie arbeitet mit Textilien, Installation, Video, Sound und Performance. Ihre Arbeit ist geprägt von heterogenen Quellen, die in der Ausstellung zusammenspielen. Einer der Schlüssel zum Verständnis ihrer Arbeit ist die "rote Linie". Ursprünglich wurde die Künstlerin von den roten Linien inspiriert, die auf Küchenhandtüchern zu finden sind. In the red thread erforscht Axelle Stiefel die physikalischen Eigenschaften von Materialien durch Drucken, Färben und Falten. Auch das Segeln ist ein wiederkehrendes Thema in Axelle Stiefels Werk. Sie sieht Parallelen zwischen Kunst und dem Segeln: Die Idee der Freiheit und des Abenteuers, konfrontiert mit der Realität von Markt und Technik. Axelle Stiefel erwarb einen Bachelor Abschluss in Bildender Kunst an der Lausanne School of Art & Design (ECAL) im Jahr 2011 und einen Master-Abschluss an der LUCA Kunsthochschule, Belgien, im Jahr 2015.

Vergangene Residents
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Stephanie Baechler ist Künstlerin und Textildesignerin. Sie studierte an der HSLU Luzern Textildesign und erwarb den Master in Mode an der ArtEZ (Hogeschool voor de Kunsten) in Holland. Stéphanie Baechler arbeitete als Textile Developer/Design Assistentin für Hussein Chalayan in London und war drei Jahre Leiterin des Druckdesigns für das Schweizer Textilunternehmen Jakob Schlaepfer. Seither hat sich ihre Arbeit in Richtung Skulptur und Installation entwickelt und auf das Zusammenspiel von Keramik und Textilien fokussiert. Die haptische Dimension und die Interaktion zwischen Körper, Bewegung und Raum stehen im Mittelpunkt ihrer Forschung.

www.stephaniebaechler.com

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Laura Deschl ist Sozialdesignerin und Kunstforscherin mit Hintergrund Mode und Textilien. Sie besitzt einen Master of Fine Arts and Design der Design Academy Eindhoven. Mit ihrem interdisziplinären Ansatz schafft sie einen Diskurs zwischen Bereichen, die sich überlicherweise nicht überschneiden. Ihre akademische Arbeit wird oft von objekt- oder materialbasierten Ausdrucksformen begleitet. Laura Deschl forscht gegenwärtig im Bereich von therapeutischen Textilien. Sie geht dabei von ihrem Interesse an Wirkungspsychologie und der Frage aus, wie Objekte menschliche Emotionen auslösen, regulieren und beeinflussen können.

www.lauradeschl.com

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Ana Micaela Fernández Martín ist eine multidisziplinäre Künstlerin. Sie hat sich auf die Verbindung von Zeichnungen und Textilien spezialisiert. Derzeit unterrichtet sie in der Factoría Cultural (Avilés, Asturien) zu direkten Interventionsmethoden auf Naturtextilien. Die Künstlerin ist ständig auf der Suche nach neuen grafischen Ausdrucksformen, die Illustration und Weberei miteinander verbinden; Letztere betrachtet sie als Medium, um Geschichten zu erzählen. Durch Malen und Zeichnen, Siebdruck, Prägung, Gravur und andere vorbereitende und veredelnde Verfahren erweckt sie den Stoff für künstlerisches Schaffen zum Leben. Ana Micaela Fernández Martíhat an der Universität von Vigo und an der ESDEMGA (Galizien) einen Abschluss in Bildender Kunst und Modedesign mit Auszeichnung erworben.

anamicaela.myportfolio.com

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Ganit Goldstein ist eine in London ansässige Mode- und Textildesignerin. Sie absolviert derzeit einen Master-Studiengang am Royal College of Art in London und hat bereits ein Studium an der Jerusalemer Bezal’el-Akademie für Kunst und Design abgeschlossen.
Ihre Arbeit konzentriert sich auf den innovativen Gebrauch von 3D-Druckverfahren und –Scans. Sie stellt damit neuartige dreidimensionale Textilien und Objekte wie Schuhe, Schmuck und Kleidungsstücke her. Ganit Goldsteins Arbeiten lassen ihren interdisziplinären Zugang erkennen: traditionelle und innovative Techniken werden miteinander kombiniert, und mit Hilfe programmierbarer Materialien entsteht Neues. Ihre Objekte wurden weltweit in zahlreichen Ausstellungen und Museen gezeigt, so etwa auf der Milan Design Week, beim New York Textile Month, auf der Münchner Schmuckwoche oder an der Tel Aviv Biennale of Crafts & Design. 2019 erhielt sie das Re-FREAM Horizon 2020-Stipendium zur Erforschung des Herstellungsprozesses von 3D-Textilien.

www.ganitgoldstein.com

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Alexandra Hopf hat an der Düsseldorfer Kunstakademie studiert. Sie hinterfragt in ihren Arbeiten die Konstruktion von Kunstgeschichte, indem sie die historische Avantgarde neu interpretiert. Insbesondere interessiert sie die russische Avantgarde als Ausdruck des neuen Menschen und die Übersetzung der geometrischen und blockhaften Silhouetten der suprematistischen Malerei ins Skulpturale. Alexandra Hopf verwebt Faktisches und Fiktives mit den Mitteln der Malerei, Fotografie, Skulptur und des Films. Sie hat verschiedene Stipendien und Residenzen erhalten, und ihre Arbeiten wurden europaweit in Einzel- und Gruppenausstellungen gezeigt. Alexandra Hopf stellt dabei die gleichen relevanten Fragen wie die Avantgarde damals, allerdings im Kontext der jetzigen globalen Krise.

www.alexandrahopf.com

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Der in Zürich und Riga ansässige Tobias Kaspar arbeitet im Bereich zeitgenössische Kunst mit einem starkem Interesse an Mode und Textilien und an Fragestellungen zum Verhältnis von Kunst und Künstler*innen in der Gesellschaft . Er hat zahlreiche Einzelausstellungen realisiert, beispielsweise in der Kunsthalle Bern, der Kunsthalle Sao Paulo, den Cinecittà Studios Rom, dem Kim? Contemporary Art Center Riga in Litauen, dem Midway Contemporary Art Center Minneapolis, der Peter Kilchmann Galerie in Zürich sowie der Galerie Urs Meile in Peking. Mit „Rented Life“ hat Tobias Kaspar sein Leben für 2020/21 an zwanzig Kunden vermietet. Unter diesem Titel soll im Sommer 2021 im Genfer MAMCO auch eine Ausstellung stattfinden. In Zusammenarbeit mit der Kunsthalle Bern erschien 2020 im Verlag der Buchhandlung Franz und Walther König die Monografie „Independence“ über seine Arbeit.

www.tobiaskaspar.com

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Die südkoreanische Künstlerin Aesun Kim ist eine kreative Praktikerin, die sich mit der Interaktion zwischen Mensch und Computer befasst. Gegenstand ihrer Arbeit ist das als Kleidungsstück tragbare Interface, das auf biometrischen Daten basiert und in dem eine neue digitale Ästhetik zum Ausdruck kommt. Ihre interaktive Kunst und ihre tragbaren Designarbeiten entwickelte sie an der Hochschule für künstlerische und industrielle Gestaltung Linz und an der University of the Arts London. Mit ihrer Forschung und ihren Workshops erkundet sie gegenwärtig E-Textiles und tragbare Interfaces.

www.aesunkim.com

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Die taiwanesisch-amerikanische Künstlerin Sonia Li lebt und arbeitet in Brooklyn. Sie wuchs in mehreren Ländern auf, was zu einer empathische Herangehensweise und zu universellen Ausdrucksformen von Menschlichkeit in ihrer Kunst führte. In ihren Installationen, Performances und sozialen Räumen, die oft die Natur zum Thema haben, verbindet sie taiwanesischen Wurzeln, buddhistische Lehren und Lebenserfahrung. Sie verwandelt Metaphern der persönlichen Veränderung in multisensorische Erfahrungen. Durch die Verbindung von Physischem und Technologie hebt sie die unsichtbare Trennung zwischen Kunstwerk, Konzept und Betrachter*in auf. Sie war an internationalen Ausstellungen beteiligt, unter anderem im Centro Cultural FIESP (Brasilien), dem Naves Matadero (Spanien) und auf der CADAF NYC (USA). Ihre Videos sind Teil der exklusiven Online-Sammlung Elementum.art. 2018 erhielt sie ein Stipendium des Taiwanesischen Kulturministeriums und der Chen Yung Memorial Foundation.

www.sonialidesigns.com

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Victoria Manganiello ist eine amerikanische Künstlerin, Designerin, Pädagogin und Organisatorin, die hauptsächlich mit Textilien arbeitet. In ihren jüngsten Projekten beschäftigt sie sich mit Themen wie Frauenarbeit, Technologie und Lebensmittel. Sie hat Stipendien und Aufträge von Wave Farm, S&R Foundation, Center for Craft, The Wallstreet Journal, Harvest Works und AIR Gallery erhalten. Ihre Arbeiten wurden in Europa, Taiwan und den USA ausgestellt, unter anderem im Tang Museum, im Museum of Art and Design, Bozar, an der Ars Electronica und im Queens Museum. Sie ist ausserdem Professorin an der New York University und an der Parsons School of Design.

www.victoriamanganiello.com

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Maidje Meergans ist eine Dokumentarfotografin aus Berlin. Sie studierte Textil- und Flächendesign sowie Visuelle Kommunikation an der Weissensee Kunsthochschule Berlin. 2018 schloss sie ihre Weiterbildung an der Ostkreuzschule für Photographie ab, wo sie sich schon früh auf sozialdokumentarische Themen mit besonderem Augenmerk auf Nachhaltigkeit, einzigartigen Geschichten und Menschen verlegt hatte, eine auch subjektive Geschichtsschreibung. Meergans ist Teil der von Künstler*innen betriebenen Galerie AFF in Berlin, einer Plattform für zeitgenössische Fotografie, die regelmäßig aufstrebende Künstler*innen präsentiert. Hier organisiert und kuratiert sie Ausstellungen.

www.maidje.com

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Benjamin Mengistu Navet hat Modedesign an der Hochschule für Visuelle Kunst La Cambre (Brüssel) studiert und sein Studium mit einem Master in Textildesign an der Königlichen Akademie für Schöne Künste (KASK) in Gent abgeschlossen. Er lebt und arbeitet in Brüssel. Sein Hauptanliegen ist, einen Dialog zwischen Industrie und Handwerk aufzubauen, um den Herstellungsprozess von Objekten zu untersuchen und zu hinterfragen. Basierend auf der Erforschung postkolonialer Praktiken auf dem Gebiet der Mode und der Textilien untersucht Benjamin derzeit seinen eigenen äthiopischen Hintergrund. Er entwickelt Muster und entwirft Kleidung; dabei kombiniert er traditionelle und industrielle Techniken miteinander.

www.instagram.com/benjaminmengistunavet

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Quang Vinh Nguyen ist Produktdesigner. Das Bachelorstudium der Hochschule für Kunst und Design in Lausanne (ECAL) schloss er mit Auszeichnung ab. Für seine Produktedesigns verwendet er nachhaltige Materialien und Prozesse; er interessiert sich für konkrete Lösungen auf noch ungewisse zeitgenössische Herausforderungen. Als Schweizer Designer mit vietnamesischen Wurzeln ist er sowohl mit abendländischen als auch mit asiatischen Denkweisen vertraut. So ist Quang Vinh Nguyen Mitbegründer eines multidisziplinären Projekts, das kulinarische und volkstümliche Traditionen Vietnams in verschiedenen Medien (z.B. Performances, Objekte oder Print) untersucht.

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Edit Oderbolz studierte an der Hochschule für Kunst in Basel. Die Beschäftigung mit Raum ist ein zentrales Thema in ihrer künstlerischen Arbeit. Ihre konzeptuellen Werke umfassen vorwiegend Objekte, Raumzeichnungen und Installationen. Sie leiten sich als subjektive Extrakte aus der unmittelbaren Umgebung und aus alltäglichen Architekturen ab. Ihre Aufmerksamkeit richtet sich dabei auf gesellschaftliche Merkmale und Strukturen. Die Arbeiten stellen immer auch kunstimmanente Fragen zu Zeichnung, Malerei, Form, Prozess und Vergänglichkeit. Ihre Werke wurden in zahlreichen Einzelausstellungen international gezeigt, unter anderem im Crac Alsace Altkirch, im Kunstverein Nürnberg oder im Museum für Gegenwartskunst Basel. Für ihre künstlerische Tätigkeit wurde sie mehrfach mit Werkstipendien, Residencies und Preisen ausgezeichnet.

www.editoderbolz.ch

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Olaniyi Rasheed Akindiya stammt aus Lagos, Nigeria, und arbeitet als interdisziplinärer Künstler. Er lebt abwechselnd in seiner Heimatstadt und im texanischen Austin. Seine Arbeiten sind von den traditionellen Textilien und dem ikonischen Webhandwerk in Nigeria und Ghana inspiriert. Er erforscht die Rolle von Textilien in der nigerianischen Gesellschaft und die ungeschriebene Geschichte der industriellen Stickerei in seinem Land; ihn interessiert auch der Handel mit Europa. Olaniyi Rasheed Akindiya erwarb zunächst einen Abschluss in Biochemie an der Federal University of Agriculture in Abeokuta, Nigeria. Anschließend studierte er Kunst und angewandte Kunst am Institute of Textile Technology Art & Design in Lagos.

www.artwithakirash.com

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Selina Reiterer ist Künstlerin und Textilentwerferin. Nach ihrem Design-Studium in Berlin und Paris arbeitete sie in verschiedenen Kooperationen und forschte an der ETH Zürich im Rahmen eines Projekts an der Verknüpfung von Technologie- und Designperspektiven. Mit textilen und klangorientierten Rauminstallationen untersucht sie seither die Beziehungen zwischen Objekt und Resonanz. Oliver Maklott ist Medienkünstler. Nach der Lehre im Bereich Nachrichtenelektronik studierte er elektronische Musik und Tontechnik in Wien. Er ist Mitbegründer verschiedener Organisationen, die für Künstlerinnen und Künstler im Musik und Medienbereich reale und virtuelle Räumen zum Experimentieren und Präsentieren erschaffen. Selina Reiterer und Oliver Maklott spannen mit ihrem Interesse für Handwerk, Form und Technologie zusammen; sie glauben beide, dass mehrfach sensorische Wahrnehmungen in der technologischen Entwicklung unsere Visionen bereichern können. Ihre jeweilige künstlerische Praxis fliesst in Kompositionen aus verschiedenen Medien zusammen, insbesondere zu solchen mit haptischer Oberfläche und mit Ton.

www.selinareiterer.com

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Otto Rummukainen (geb. 1993, Jyväskylä) ist ein multidisziplinärer Künstler, der zwischen den Bereichen Kunst und Design arbeitet. Er hat einen Master im Studiengang Mode, Bekleidung und Textil der Aalto-Universität abgeschlossen. Neben dem Textildesign beschäftigte sich Rummukainen während seines Studiums auch mit Keramik- und Glaskunst. Anstatt den Betrachter*innen eine eindeutige Sichtweise vorzulegen, regt Rummukainen diese vielmehr dazu an, ihre eigene Perspektive auf die Werke zu finden. In der Form orientiert sich Rummukainens naiver Stil an Kinderzeichnungen. Inhaltlich setzt sich der Künstler aber mit verschiedenen, tiefgründigen und dunklen Themen auseinander. So interessiert sich Rummukainen besonders für die Höhen und Tiefen des Lebens. Durch diese Ereignisse schafft Künstler eine fiktive Welt, in der man für einen Moment dem Alltag entfliehen kann.

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Nelli Singer is a textile designer with a focus on active materials research. Her interest is in innovative material structures and the experimental process of their design. Her creative work is characterized by her interdisciplinary approach involving design, art, architecture, natural sciences and technology. Nelli Singer gained a Master of Arts in textile and surface design at the Weissensee school of art in Berlin. Since September 2020 she has been part of Cluster of Excellence "Matters of Activity". Exhibits of her works, "knitted active wooden structures", have been shown at the Humboldt Forum under the heading "Active Curtain" and in the Tieranatomisches Theater entitled "Stretching Materialities".

vimeo.com/nellisinger

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Andrea Winkler hat Visuelle Kommunikation in Hamburg und Fine Art Media in London studiert. Sie interessiert sich für raumgreifende Szenarien und Wiederaufführungen von Versatzstücken aus der Alltagswelt; ihre Werke bewegen sich zwischen Installation, Skulptur und Objet trouvé. In diesen Dingcollagen und szenischen Komplexen spiegelt sich ihr Interesse an Bühnenhaftigkeit und Theatralität, Warenfetischismus, Sicherheits- und Verwertbarkeitsdenken. Ihre Arbeiten wurden in zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland gezeigt und vielfach ausgezeichnet. So erhielt sie 2019 den Innogy VISIT Award und den Förderbeitrag der UBS Kulturstiftung für ihre Recherchen zur Post-Digitalität und neuem Materialismus.

www.andreawinkler.org

Aufgrund der Situation um Covid-19 musste Andrea Winkler die Residency auf 2021 verschieben.

Archiv
Alexandra Hopf Interview zur Residenz
mit Nadia Schneider Willen
September bis November 2020
08.02.2022
Alexandra Hopf Interview zur Residenz mit Nadia Schneider Willen September bis November 2020

Nadia Schneider Willen (NS), Sammlungskuratorin am Migros Museum für Gegenwartskunst (Zürich), im Gespräch mit Alexandra Hopf (AH), TaDA Resident von September bis November 2020

NS: Du hast während Deiner TaDa-Residenz an einem Projekt gearbeitet, das den Titel "Die Bauern (1927)" trägt. Es handelt sich um ein vielschichtiges künstlerisches Projekt, das von der fiktiven Begegnung zweier bedeutender historischer Persönlichkeiten ausgeht: Bertold Brecht und Kasimir Malewitsch, Sie sollen zusammen ein Theaterstück mit genanntem Titel erschaffen haben, Brecht als Autor, Malewitsch als Kostümdesigner. Als Teil Deiner Arbeit erscheint auch eine Publikation, welche als Programmheft zum Stück erklärt wird. Es enthält Fragmente des Dialogs zwischen den beiden Protagonisten, Deine eigenen Texte sowie Ausschnitte aus historischen Quellen. Das Heft (Buch?) ist im Geiste der damaligen Zeit gestaltet, allerdings mit deutlichen Verweisen auf unser digitales Heute. Weiter sind darin Schnittmuster und Objekte abgebildet, die man als Kostüme zum Stück interpretieren kann. Obwohl schwarz-weiss wiedergegeben, erkennt man, dass die Kleidungsstücke durch unterschiedliche Applikationen zum Leuchten gebracht werden. Das für den Heftumschlag verwendete Material steht auch damit in Zusammenhang. Diese Objekte - Du nennst sie nur im Kontext der Fiktion „Kostüme“ - hast Du während Deiner TaDa-Residenz in Arbon entwickelt.

© Ladina Bischof

NS: Wie bist Du dieses komplexe und rechercheintensive Projekt angegangen? Und wie hat das Experimentieren mit Materialien und Techniken in den spezialisierten Firmen Dein Projekt beeinflusst?

AH: Ich setze mich seit einigen Jahren mit der russischen Avantgarde auseinander, in der es unter anderem um die Vision des Neuen Menschen, des Menschen der Zukunft im Kommunismus ging. Mein Ausgangspunkt waren die Bauerndarstellungen Kasimir Malewitschs aus dem Jahr 1927. Auf den Malereien standen diese Bauern zwar einsam und gesichtslos in den Feldern, erinnerten aber in ihrer Haltung und der metallisch glänzenden Darstellung an russische Ikonen. Diesen Widerspruch – religiöse Andeutungen in einer der Religion abgewandten Staatsform - fand ich interessant. Wie lässt sich die Verbindung zwischen der durch die Bauern verkörperten Natur und der staatlichen Zwangsindustrialisierung der Landwirtschaft bildlich und stofflich ins Heute übersetzen?
In der Firma Lobra in Thal/SG, die auf Veredelung und Konfektionierung unterschiedlichster Folien spezialisiert ist, habe ich dafür aus retroreflektierendem Material unterschiedliche Formen gestanzt und auf natürliche Materialien wie Jute und Leinen angebracht. Das retroreflektierende Material wird durch seine grosse Sichtbarkeit auch zur Wärmereflektion - beispielsweise als Hitzeschild – in vielen Gebieten eingesetzt. Es ist ein Stoff der Zukunft, dessen reflektierender Wirkungsgrad ständig verbessert wird.
Da die Firma auch Logos für bekannte Marken auf Folien druckt, habe ich die Idee des Branding aufgegriffen und verschiedene logoartige Gebilde und Muster aus den Symbolen der Sichel und der Faust entwickelt. Sie lehnen sich wiederum lose an die Stickereien auf Bauerntrachten an. Die entstandenen „Kleider“-Objekte habe ich als Kostüme für das Theaterstück „Die Bauern“ eingesetzt. Sie unterstreichen die Kritik an der Umerziehung zum Neuen Menschen. Auf den Kostümen wird das Symbol der kommunistischen Sichel zum rein dekorativen Element und dadurch ausser Kraft gesetzt. Die Faust hingegen, als Symbol des Widerstands und ihrer Zeit voraus, kann ihre Wirkung entfalten.

© Alexandra Hopf

NS: Was mich ich bei Deiner Arbeit immer schon faszinierend fand, ist diese enge Verbindung zwischen dem Objekt (hier den „Kostümen“) und der Publikation. Das Objekt kann dabei Malerei sein oder wie in den letzten Jahren oft Kleidungsstücke besonderen Ursprungs. Diese materiellen Dinge können zwar für sich stehen, aber mir scheint Deine künstlerische Arbeit erst mit den sorgfältig recherchierten und geschriebenen Texten und der gestalteten Publikation vollendet zu sein. Welches waren die Elemente der Arbeit, die Dir als Ausgangspunkt für die Entwicklung der Objekte während Deiner TaDa-Residenz gedient haben, und was entstand sozusagen in Konsequenz?

AH: Das Theaterstück für die Publikation hatte ich bereits während des Lockdowns im Frühling 2020 geschrieben. Die Idee, dass „Kostüm“-Objekte Teile dieses Theaterstückes sein werden, existierte also schon vor der Residenz. Die historischen Texte kamen dann später dazu. Die Publikation, in welcher historische Recherche, Fiktion und Poesie ineinander verwoben werden, ist sowohl Teil der Arbeit, steht aber auch als Edition für sich. Die „Kostüme“ sind Skulpturen, sie könnten jedoch ebenso für eine Aufführung getragen werden. Alles ist folglich in sich geschlossen und zugleich verbunden. In der Publikation beziehen sich Text und Bild vorwiegend assoziativ aufeinander. Dabei beschwört der Text eine Aktualität herauf, beispielsweise den gegenwärtigen virusbedingten Ausnahmenzustand, obwohl die Geschichte im Jahr 1927 spielt. Ich habe zudem typische Elemente und Symbole, die wir von Internetseiten kennen, in das Layout eingebaut, um das Spiel mit den Zeitebenen fortzusetzen. Darüber hinaus erinnert das Arrangement der applizierten Sicheln auf den „Kostümen“ teilweise an Kalligraphie. Durch die grosse Strahlkraft des retroreflektiven Materials im Dunkeln verschwinden die Objekte, einzig die Silhouetten werden sichtbar.

© Alexandra Hopf

NS: Du hast gerade das Spiel mit Zeitebenen erwähnt. Auf der visuellen Ebene sind sie deutlich erkennbar, auf der inhaltlichen, textlichen Ebene erscheint dies für mich weniger offensichtlich. Was fasziniert Dich an der Russischen Avantgarde und wo liegen für Dich die Anknüpfungspunkte mit der heutigen Zeit?

AH: Schon während der russischen Revolution 1917 übertrugen Künstler*innen ihre experimentelle Praxis in andere Sparten: In die Werbung, ins Produktdesign, in die Mode und die Architektur, ins Theater und in die industrielle Produktion. Sie entwarfen Stoffe, Verpackungen, Alltagsgegenstände und vieles mehr. Kurzum, die Künstler*innen entwickelten eine ganz neue Ästhetik des Alltags. Der „Neue Mensch“ sollte durch gutes Design eine bessere Lebensqualität erfahren, seinen Körper von enger Kleidung befreien und mehr Raum für die Gestaltung des neuen gemeinschaftlichen Lebens erhalten. Gleichzeitig ging es um Bildung. Im Theater und in Performances im öffentlichen Raum wurden die Massen zu politischem und sozialem Bewusstsein erzogen. Auf die textliche und inhaltliche Ebene bezogen, die Du ansprichst, geht es im Programmheft „Die Bauern“ jedoch um das Scheitern dieser Revolution. Diese sah zwar eine radikale Veränderung der Gesellschaft zum Besseren vor, aber letztlich verriet sie ihre Ideale. Die Texte handeln jeweils von der Auslegung von Wahrheiten: Fortschritt versus Tradition, Parteibuch versus Religion, Reales/Sichtbares versus Vorstellung, wobei die Grenzen wie heute fliessend sind.
Das Thema Revolution begleitet uns ständig - wir befinden uns mitten in einer Krise - wie auch die Frage nach dem Menschen der Zukunft. Das retroreflektive Material des Heftumschlags lässt die historische Distanz zum Jetzt wie in einem Rückspiegel näher erscheinen, ja sie blendet uns geradezu.

© Alexandra Hopf

NS: Es ist in unserem Gespräch einige Male der Begriff „Theater“ gefallen, und die in der TaDA Residency entstandenen textilen Objekte werden „Kostüme“ genannt. Dennoch findet sich kein Text im Programmheft, der sich tatsächlich für eine Bühneninszenierung eignen würde. Klar, Du bist bildende Künstlerin und keine Theaterautorin. Aber dennoch scheint mir in dieser Arbeit ein performatives Potential vorhanden,zu sein. Wie siehst Du das?

AH: In der Publikation findet die Aufführung im doppelten Sinne in der Vorstellung statt. Im Schlussbild steigen die Bauern aus dem Kornfeld, also aus ihrer Realität heraus auf die Bühne, wo sie den (Bühnen-)Boden beackern. Es stellt sich die Frage, wo die Grenze zwischen Realität und Fiktion während des Stückes verläuft. Dieser imaginäre Raum ist wichtig. Ich habe bereits zuvor eines meiner Objekte, den 2020 entstandenen so genannten „Siren Suit“ von einer Schauspielerin in einem Film tragen lassen. In der Postproduktion habe ich aus den kurzen Bewegungssequenzen eine gesamte Choreografie mit mehreren Tänzer*innen entwickelt. Auch über „Die Bauern (1927)“ wird ein Film entstehen.

© Alexandra Hopf

NS: Und wie muss ich mir die „Die Bauern (1927)“ in einer Ausstellungssituation vorstellen?

AH: Für eine Ausstellung sind die Exponate wie Trachten in einem historischen Museum installiert; zusammen ergeben sie ein Tableau. Der Betrachter wird im Ausstellungsraum durch seine Bewegung einen Sensor auslösen, der die im Dunkeln wie ein mechanisches Ballett reflektierenden Exponate zum Rotieren bringt. An die Bewegung ist programmiertes Licht gekoppelt. Ein Zufallsgenerator wird alle Variationen durchspielen. Wie im Museum gibt es Wandtexte und Texte auf Displays aus dem Programmheft und einen Film.

© Alexandra Hopf

NS: Schon bei Deiner Beschreibung wird der Sog spürbar, in den Du die Betrachtenden ziehst: Wir finden uns in einem Strudel wieder, in dem Vergangenheit und Gegenwart, Geschichte und Fiktion, Theorie und Spiel durcheinanderwirbeln. Zum Schluss möchte ich gerne wissen, was Du ganz konkret an der TaDa Residency geschätzt hast und auch, was Dir vielleicht gefehlt hat.

AH: Da ich von der ursprünglichen Umsetzung meiner Projektidee mittels Siebdruck absehen musste, konnte ich mich freier und spielerischer auf die neuen Möglichkeiten einlassen. Zu sehen, wie auch die Firmen immer weiter experimentieren, fand ich spannend. Der Einblick und das Wissen über neue Technologien und Materialien brachten mich auf die erwähnte Idee, damit ein ganzes Raumbild für eine Ausstellung zu entwerfen.
Vor allem geschätzt habe ich auch, einen Einblick in Geschichte, Innovation, Produktion und Vertrieb der verschiedenen Unternehmen zu bekommen. Die Nachbarschaften und das Zusammenspiel von Lokalem und Globalem, von Technologie und Tradition reichen in den Kantonen Appenzell und St. Gallen historisch weit zurück. An die neue textilen Techniken und Verfahrensweisen herangeführt zu werden ebenso wie der Austausch mit den Spezialist*innen waren spannend und auch herausfordernd - vor allem in der Vielzahl der Möglichkeiten für das eigene Projekt. Um diese noch mehr ausschöpfen zu können, hätte ich mir mehr Zeit gewünscht. Die Unternehmen erforschen und experimentieren viel mit neuen Verfahren, Materialien und Prozessen, und da befindet sich die Schnittstelle zur Kunst. Fragen zu einem erforderlichen neuen Umweltbewussein in der Produktion wurden in den Firmen hingegen eher vage beantwortet. Meine Arbeit „Die Bauern (1927)“ ist vielleicht deshalb hauptsächlich in Handarbeit entstanden. Das Folienmaterial bestand zum Teil aus industriellen Stanz-Resten, zum anderen aus Formen, die von einer kleinen Stanzmaschine in kleiner Auflage gemacht wurden. Die Trägermaterialien wie Jutesäcke und altes Leinen waren aus dem Brockenhaus. Da wir die Pionier*innen der TaDA-Residenzprogrammes waren, war alles noch offen und ein Experiment, was ich sehr gut fand. Ich hoffe, dass es demnächst die Möglichkeit gibt, alle im Zusammenhang mit TaDA entstandenen und noch entstehenden Arbeiten in einer Präsentation oder Ausstellung zu sehen.

© Alexandra Hopf

The Peasants 1927 (after Malevich): vimeo.com

Stéphanie Baechler
Bericht aus der Residency September bis November 2020.
20.09.2021
Stéphanie Baechler Bericht aus der Residency September bis November 2020.

Während der TaDA Residency schrieb ich einen Dialog zwischen drei Göttinnen der griechischen Mythologie, um ihn auf einen Stoff zu sticken. Daneben habe ich mit Studierenden der Gerrit Rietveld Academy (NL) eine neue Schrift und ein Mustertuch entwickelt. Parallel zu diesen Projekten im Bereich Stickerei nutzte ich die Möglichkeiten in der Kunstgiesserei St.Gallen, um Bronze- und Aluminium-Gussverfahren kennenzulernen.

Arbeit an "The Fates are Talking", Stéphanie Baechler. ©Fotografie: Ladina Bischof

Tradition und Technologie und das Schicksal: The Fates are Talking

Das Thema: «Verschwinden traditioneller Techniken» liegt mir nahe, da meine berufliche Laufbahn beim Textilunternehmen Jakob Schlaepfer in der Ostschweiz begann und ich sehen konnte, wie viele Betriebe bereits verschwunden waren.

Die Tradition der Textilproduktion prägte mich während meiner Zeit in St. Gallen stark. 2018 habe ich beim Lohnsticker Daniel Rüdlinger in Balgach erste Versuche gemacht, meine Stickerei Punche früherer Designs erneut sticken lassen. Die geografischen Umstände meiner damaligen als auch derzeitigen Niederlassung liessen es nicht zu, das Projekt weiterverfolgen. Ich wohne seit 2017 in Amsterdam.

Während der Residency habe ich den Kontakt mit Daniel Rüdlinger wiederaufgenommen, und mit weiteren Stickern Interviews geführt. Ebensobrachte mir der Besuch der zwölf Partnerfirmen der TaDA-Residency neue Erkenntnisse, die ich niederschrieb. Dieses Textmaterial habe ich in einen aktuellen Dialog zwischen den Moiren, den drei Schicksalsgöttinnen, überführt: Klotho, die in der griechischen Mythologie den Lebensfaden spinnt, spricht darin Sätze wie: «The machines are so loud, are they not going too fast? We are going to lose precision.» Oder: «But we have to make the carpet for the Saudi Prince and continue weaving history.» Der Dialog liest sich als kritische Auseinandersetzung mit der heutigen, globalen Textilindustrie, wo oft in Unmengen oder auch im Luxussegment für Auftraggeber mit sehr extravaganten Ansprüchen produziert wird. Für mich stehen immer menschlichen Schicksale im Fokus, «the tenderness of the workers» steht deshalb auch am Anfang des Texts. Ich thematisiere, dassauch Textilproduktion nicht etwas Abstraktes, sondern letztlich immer Arbeit ist, die Menschen ausführen. Deshalb spreche ich mich für mehr Umsicht und Menschlichkeit aus.

Ich interessiere mich für das Zusammenspiel von Handwerk und Technologie, für die komplexe Beziehung zwischen handgefertigten und maschinell hergestellten Produkten. In der Stickerei fasziniert mich, dass teilweise oft das Handgemachte präziser ist, als die Arbeit der Maschine. Und doch finde ich es spannend, was Maschinen bieten können, mir andere und neue Dimensionen ermöglichen. Meine Arbeit ist prozessorientiert, Vielesentsteht im Schaffen und in den Möglichkeiten, die sich unterwegs ergeben.

Für das Projekt The Fates Are Talking wollte ich mich durch die Arbeit mit Stickerei und Text mit der Textilgeschichte der Ostschweiz auseinandersetzen, wie sie sich verändert hat, was die Mechanisierung bewirkt hat für die Produktion aber auch für die Lohnsticker oder der Puncher, was Geschwindigkeit und die Arbeit an Maschinen bedeutet. Ich entschied mich, eine textile Installation von grösserer Dimension zu schaffen, welche ein Fragment dieser Geschichte und dieser Fragen aufnehmen würde.

Für die Stickerei habe ich mit der Saurer AG (Arbon) zusammengearbeitet. Es erlaubte mir, die Beziehung zwischen Materialität und dem geschriebenen Wort zu untersuchen. Mich interessierte Text in Textil umzuwandeln, dabei die Schrift und die Sprache sowie die Information ins Textile zu bringen. Durch das Punchen konnte ich mit dem Massverhältnis der Linie und der Übertragung arbeiten. Mittels Stickerei wollte ich das im Digitalen verdeckte Sinnliche wieder zum Leben erwecken. Mein Grundinteresse gilt dem Punchen und damit verbunden der Erforschung der sinnlichen Erfahrung, die ein elementares Potenzial birgt. Was mich motiviert, ist, das Immaterielle zu verbreiten, indem ich es wieder greifbar mache.

Arbeit an "The Fates are Talking", Stéphanie Baechler. ©Fotografie: Ladina Bischof

Die wichtigsten Schritte für die Produktion waren das Erlernen des Punchens und die Bedienung der Maschinen mit Hilfe der Firmenmitarbeitenden. Mein Interesse für die Produktionsprozesse hängt auch mit meiner Beziehung zu Arbeitenden in anderen Fabriken und Werkstätten zusammen. Insbesondere gehe ich oft fast vergessenen Kenntnissen und Fähigkeiten nach. Ich interessiere mich für vergessenes Wissen und Fähigkeiten, (Kenntnisse) die verloren gehen. Ich will dem Handwerk der Vergangenheit neues Leben einhauchen, es zukunftsfähig machen, es nutzen, um Erinnerungen zu zelebrieren und neue Möglichkeiten zu entwickeln. Zum Beispiel in der Stickerei wie kann es sein, dass sie trotz grossen technischen Fortschritten heute weniger detailliert ausgeführt werden. Kann.

Als Zeitreisende erinnere ich an die Handwerke und Empfindungen der Vergangenheit und mache sie sichtbar, spürbar, erfahr für das Leben in einer endlosen, entmaterialisierten Zukunft. Verschwindende ’skills’ und Wissen in die Gegenwart zu bringen wirkt nicht nur Wunder für sinnliche Erfahrungswerte, sondern bietet auch eine Art alter- natieve (physisch=3D) Orientierung zu einer unendlich ‘flachen’ (=digitalen=2D) Zukunft.

Im Entstehungsprozess war das Sammeln von möglichst unterschiedlichen Garnen zentral, da die Fadenspannung einen grossen Einfluss auf die visuelle Wirkung und den Fluss des Textes hat, das heisst der Prozess erforderte unzählige Testläufe und in diesem Sinne auch experimentell. Während des Prozesses arbeitete ich auch mit der Lobra AG, um die Größe des Stickerei-Layouts zu testen und die Schrift in ihrer Originalgröße zu sehen.

Arbeit im Sitterwerk. ©Fotografie: Ladina Bischof

Arbeit mit Bronze und Aluminium

In der Kunstgiesserei St.Gallen habe ich gelernt, mit Bronze und Aluminium zu arbeiten. Das hat mir neue Ansätze und Möglichkeiten für meine weitere Arbeit eröffnet. Die Skulpturenserie, die ich als nächstes herstellen möchte, basiert auf einer Technik, die ich beim Wachsausschmelzverfahren in der Giesserei entdeckt habe. Um Aluminiumrahmen zu gießen, musste ich massive, starre Sandformen herstellen, die nach dem Giessprozess zerstört werden. Die Arbeit mit diesen Formen hat mich deren Potenzial als Skulptur erkennen lassen. Im Sommer 2021 werde ich die Gelegenheit haben, im European Ceramic Center (sundaymorning.ekwc.nl) an diesem Thema weiterzuarbeiten.

Solche Erfahrungen haben nun dazu geführt, weitere Prozesse mit Abfall als Ausgangspunkt anzugehen und für Innovationen zu nützen. Kreislaufwirtschaft ist einer Methodik, die ich auch in meiner Arbeit weitmöglichst anstrebe,

Zwar entsteht im Prozess das Produkt für den aktuellen Arbeitsschritt, doch gleichzeitig entstehen die Ideen für das nächste Projekt. Das ist ein allgemeines Prinzip der Zeit. In der Gegenwart endet die Vergangenheit – und beginnt die Zukunft. Sie ist eine Schnittstelle. Sandformen, die ich erstellte, um Aluminium zu giessen werden zu amorphen Blocks. Normalerweise zerstöre ich diese Nebenprodukte nach dem Aluminiumguss. Doch nun habe ich diese Gegenformen als Ausgangspunkt für meine nächste Recherche genutzt. Diesen Sommer habe ich im European Ceramic Workcenter (sundaymorning.ekwc.nl) aus Ton solche Blöcke / Kisten hergestellt und in die Ritzen Glasur gegossen. Mich reizt es diesen Prozess umzuwandeln und damit in Anlehnung an die Kreislaufwirtschaft den Abfall zum Ausgangspunkt von Innovation zu machen.

Emroidery Alphabet. ©Fotografie: Stéphanie Baechler

Embroidery alphabet

Während der TaDA Residency unterrichtete ich die Studierenden des Grundkurses an der Gerrit Rietveld Academy in Design (online). In diesem Kurs führte ich sie in die Techniken der Stickerei ein, mit dem Ziel, gemeinsam ein Schriftbild und ein Mustertuch zu entwickeln. Alle wurde aufgefordert, je einen Buchstaben zu entwerfen, um ein zeitgenössisches Stickalphabet zu schaffen. Es wurde auf einem 5,20 Meter langen Baumwollstoff mit einer Stickmaschine bei Saurer AG umgesetzt.

St.Galler Tröckneturm - funkelnder Tröckneturm

Die Inspiration für die Idee einer Installation mit dem St.Galler Tröckneturm lieferten historische Aufnahmen von Tröcknetürmen in Glarus. In meiner Recherche zeigte sich, dass praktisch kein Bildmaterial aus dem Inneren des St.Galler Turms vorhanden ist. Für mich drängte es sich auf, den Turm wiederzubeleben und ein sichtbares Textil-Zeichen im öffentlichen Raum zu schaffen. Mitgespielt hat auch meine persönliche mehrjährige Erfahrung als Textildesignerin bei Jakob Schlaepfer AG, wo ich täglich den Turm auf meinem Arbeitsweg betrachten konnte. Diese Installation war im Dezember 2020 leider nicht möglich, denn Schwalben bewohnen den Tröckneturm (Mail Konversation mit der Stadt St.Gallen).

Ich habe meine Idee aber noch nicht aufgegeben und wurde im Dezember von Knill Paul Architekt BSA kontaktiert, der das Schwarze Haus in Herisau als Ort für die Installation vorschlägt. Ich bleibe auch in Kontakt mit TDS Textildruckerei in Arbon und Lobra AG in Thal, die meine Installations-Idee unterstützen und verwirklichen wollen. Das temporäre Werk wäre eine Bereicherung im erst kürzlich eröffneten Burgweier-Park: Es erzählt von Vergangenheit und Gegenwart der Textilbranche und bringt in St.Gallen temporäre Kunst in den öffentlichen Raum.